Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) hingegen warnt vor Unbesonnenheit und vor parteipolitischem Wettbewerb in einer Lage großer Verunsicherung. „Schrille Töne" seien nicht angebracht.Â
Was sollen Parteien unternehmen, wenn sie wieder gewählt werden wollen? Der Gedanke des parteipolitischen Wettbewerbs zwischen den Parteien beruht auf der Annahme einer „Ökonomischen Theorie“, der Demokratie. Die Demokratie als Markt und Methode, wie sie Joseph Schumpeter und Anthony Downs versucht haben zu erklären. Das wirtschafswissenschaftliche Modell des „homo oeconomicus“, des utilitaristisch rational Handelnden nahm Einzug in der Politikwissenschaft und nahm dann ihren Fortgang in der „Neuen Politischen Ökonomie“. Was ist aber, wenn die politischen Parteien dem Wähler als „Konsument“ die entsprechende gewünschte Ware, nämlich Sicherheit nicht mehr liefern können?Â
Der Wettbewerb entfällt. Er findet unter den politischen Parteien nicht mehr statt. Die politischen Parteien büßen ihre Legitimität ein. Ein verfaultes Obst kann auch durch Protest nicht wieder in essbares Obst verwandelt werden. Eine Konfliktlinie zwischen Sicherheit und Unsicherheit kann es bei politischen Parteien nicht geben.Â
Keine politische Partei will das „Konfliktlager“ der Unsicherheit vertreten.  Das politische Parteiensystem verändert sich und damit auch die politischen Parteien. Parteien degradieren sich in ihrer Rekrutierungs- oder Selektionsfunktion zu  Postenjägerbeschaffungsinstitutionen für Ämter mit hohen Diäten und sicheren Pensionsansprüchen im etatistischen System, wobei die Kandidaten mittlerweile  zur Lebenslaufbeschönigung oder sogar Lebenslaufveränderung bereit sind. Die politische Willensbildung erfolgt in Parteikommissionen durch einige Wenige in Erwartung eines lukrativen Mandats und zusätzlicher Parteiaufwandsentschädigung.Â
Die aufgestellten Parteiprogramme lassen einem politischen Interessenten keinen politischen kreativen Raum für etwas Neues. Der „Markenkern“ einer Partei wird durch Aufgabe der Segmentierung bei wechselnden Regierungsbeteiligungen verwässert und der Wettbewerb verdrängt. Denn die Trennungslinie im Parlament erfolgt nicht zwischen Exekutive und Legislative, sondern zwischen Regierungsfraktionsparteien und Oppositionsparteien.Â
Verdeckte Parteienfinanzierung verändert die Parteien hin zu Staatsparteien. Ohne Paradigmenwechsel scheint es kein Entrinnen aus dem postmortalen Parteiensystem zu geben und es bleibt die verunsicherte Nation.